Studienreise 2013 der Amicale zur Völklinger Hütte im Saarland

Am 13.Juli 2013 besuchte die Amicale der Hochöfen A&B von Belval mit 45 Personen die zum Weltkulturerbe ernannte Völklinger Hütte; letztgenanntes Werk ist die einzige noch komplett erhaltene Eisenhütte in Deutschland. Hier kann man durch hautnahe Besichtigungen sowie durch pädagogische Vorführungen den kompletten Prozess der Roheisenerschmelzung von der Kokerei bis zum Hochofengebläse nachverfolgen.

VORSTELLUNG DER VÖLKLINGER HÜTTE:

*1881* Carl Röchling erwirbt das stillgesetzte Stahlwerk „Julius Buch“ in Völklingen. Er setzt auf die Produktion von Roheisen. 1883 wird der erste Hochofen angeblasen.

*1891* Inbetriebnahme des Thomas-Stahlwerkes der Völklinger Hütte. Jetzt kann auch die phosphorhaltige Minette aus Lothringen und Luxemburg hier verhüttet werden.

*1897 Die erste Koksofenbatterie wird in Völklingen direkt neben den Hochöfen errichtet. Die Röchlings haben viel Erfahrung mit der Verkokung von Steinkohle,betreiben sie doch schon im Sulzbachtal eine der grössten Kokereien im saarländischen Industrierevier.

*1900* Bis zu Ende des 19. Jahrhunderts kamen zur Hochofenwind-Erzeugung ausschliesslisch Dampfmaschinen zum Einsatz. Diese waren leistungsstark aber sehr kostenintensiv. Für die Beheizung der Dampfkessel wurden immense Mengen an Brennmaterial verbraucht. 1898 wird das erste mit Gichtgas betriebene Hochofengebläse auf der Hütte in Betrieb genommen. Die Gebrüder Röchling erkennen sofort die Bedeutung der Gasmaschine für die zukünftige Entwicklung der Eisenindustrie. Am 2.Januar 1899 bestellen die Röchlings bei der MAN die erste Grossgasmaschine zum Antrieb einer Dynamomaschine. Da die mittlerweile recht beengten räumlichen Verhältnisse im Umfeld der Hochofengruppe keinen Platz mehr für einen weiteren Ausbau der Gebläsekapazität boten, entschloss man sich für den Bau eines neuen Gebläsehauses etwas abseits der Hochöfen. Zwischen 1905 und 1914 sind 10 Gebläsemaschinen installiert worden wovon heute noch 6 Exemplare in der Gebläsehalle erhalten sind Die beiden stärksten Maschinen konnten jede bis zu 62’000 Kubikmeter Wind in der Stunde leisten. Die 10 Gasgebläse produzieren den Wind für die 6 Hochöfen des Eisenwerkes; sie sind alle bis zur Stillegung der Völklinger Hütte im Juni 1986 in Betrieb. In der Gebläsehalle des Völklinger Werkes ist 1959 ein Elektrogebläse montiert worden. Diese Maschine ist nicht nur viel kleiner als die gigantischen Gasgebläse, sondern hat auch eine grössere Leistung. Das Elektrogebläse der Völklinger Hütte erzeugte 80’ooo Kubikmeter Wind in der Stunde, während die Kolbenmaschinen eine Förderleistung von 45’000-62'000 Kubikmeter in der Stunde aufwiesen.

1911* Beginn der Installation der eingleisigen, insgesamt 6 km langen Hängebahnanlage mit insgesamt 310 Wagen mit separatem Elektroantrieb. Der Bau der Elektrohängebahn für die 6 Hochöfen war 1918 komplett beendet und dabei mit 150 Weichen ausgerüstet, die bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts noch mit der Hand bedient wurden. Erst danach sorgte dann eine elektrische Steuerung für die korrekte Zuführung der beladenen Förderwagen zu dem jeweiligen Hochofen.

*1944* Insgesamt arbeiteten während des zweiten Weltkrieges etwa 70'000 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in den Bergwerken, Hütten und Fabriken des Saarreviers. In den Röchlingschen Eisen- und Stahlwerken waren es bis Kriegsende Tausende Frauen und Männer, vorwiegend aus Russland,Polen und Jugoslawien. Aber auch Menschen aus Italien,Holland, Belgien und Luxemburg waren während dieser Zeit unter schwersten Bedingungen in der Eisen- und Stahlindustrie im Einsatz.

*1965* Mit mehr als 17’000 Menschen die in der Völklinger Hütte arbeiten ist die höchste Beschäftigtenzahl des Werkes erreicht worden.

*1975* Die weltweite Stahlkrise erfasst auch die Völklinger Hütte; 1982 werden die Eisen- und Stahlwerke in Völklingen und Burbach zu ARBED-Saarstahl zusammengelegt.

*1986* Die Roheisenphase der Völklinger Hütte wird stillgesetzt. Tausende von Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Eisenzeit in Völklingen geht zu Ende. Teile der stillgelegten Hütte werden unter Denkmalschutz gestellt, das Eisenwerk wird Industriedenkmal

*1994* Die UNESCO erklärt die ehemalige Roheisenproduktion der Völklinger Hütte zum „Weltkulturerbe“.

*2012* Mehr als 290'000 Menschen haben in diesem Jahr das Weltkulturerbe Völklinger Hütte besucht. Besonderer Beliebheit erfreuten dabei 75'350 Besucher die Ausstellung „Asterix und die Kelten.“.

 

Quellennachweis: Der Autor des Videofilmes sowie der Fotogalerie während unserer Besichtigung des Völklinger Hüttenwerkes ist Kollege RENE MACKEL, Mitglied unserer Amicale sowie Komiteemitglied der „Amicale vun de Schéfflenger Kolonien a.s.b.l.“ und Verantwortlicher des geplanten Schifflinger Hüttenmuseums „ De Schmelzaarbechter“.